Irgendetwas ist anders. Dein Baby weint und schreit häufiger als sonst, es wirkt irgendwie quengelig. Vielleicht mag es nicht schlafen oder es isst viel schlechter als gewöhnlich. Fieber hat es nicht, es wirkt auch nicht krank – was also ist los? Wahrscheinlich ist es ein Wachstumsschub. Diese Phasen in der Entwicklung des Babys bringen so manche junge Mutter zur Verzweiflung. Es ist irgendwie schwieriger, die Signale des Babys zu deuten. Oft ist es auch viel anhänglicher als zuvor. Meist ist der Spuk nach wenigen Tagen wieder vorbei. Manchmal kannst du hinterher etwas Neues bei deinem Baby feststellen, zum Beispiel kann es vielleicht plötzlich besser greifen als noch in der letzten Woche. Nicht immer sind die Veränderungen allerdings so offensichtlich. Im Gehirn deines Kindes passiert gerade im ersten Lebensjahr unheimlich viel, was verarbeitet werden muss.
Wann kommen die Wachstumsschübe?
Manche Eltern bemerken gar nichts von den Schüben. Es gibt Babys, an denen scheinen die Veränderungen scheinbar spurlos vorüberzugehen. Die meisten Mütter jedoch erleben bereits nach acht Wochen ziemlich deutlich den ersten Wachstumsschub ihres Babys. Wenn du stillst, wirst du etwa um die achte Lebenswoche deines Babys herum das Gefühl haben, dass deine Milch nicht mehr ausreicht. Dein Baby scheint unglaublichen Hunger zu haben, es wirkt fast, als würde es nicht mehr satt. Oft stillen Mütter in dieser Phase schon ab, weil sie glauben, dass die Muttermilch nicht mehr genügend sättigt. Doch deine Brust passt sich dem gesteigerten Bedarf an – wenn du dein Baby jetzt so oft wie möglichst an die Brust legst, wird diese anstrengende Zeit bald überstanden sein. Aber auch, wenn du mit der Flasche fütterst, kann es vorkommen, dass dein Baby nach mehr Nahrung verlangt. Auch hier gilt: gib diesem natürlichen Bedürfnis deines Babys nach und füttere es nach Bedarf. Es ist keinesfalls nötig, in dieser Situation auf eine andere Milch umzusteigen, die angeblich mehr sättigt.
Fast immer verändert sich der Appetit deines Babys während solcher Wachstumsschübe. Die meisten Kinder scheinen mehr Hunger zu haben, einige essen jedoch auch nicht mehr so gut – häufig ist das ein erster Hinweis auf den bevorstehenden Entwicklungssprung. Etwa um die zwölfte Lebenswoche herum kann es wieder zu einem Schub kommen, ebenso um den fünften Monat, siebten und neunten Monat herum. Neben dem veränderten Appetit äußern sich die Wachstumsschübe häufig vor allem in einem geänderten Schlafrhythmus. Manchmal wirst du das Gefühl haben, dass alles, was jetzt einmal so schön gepasst hat, plötzlich wieder über den Haufen geworfen wurde. Ein Baby, das vielleicht schon durchgeschlafen hat, scheint das verlernt zu haben; ein anderes schläft plötzlich kaum noch tagsüber. Meist dauern die Phasen, in denen dein Baby sich anders verhält als sonst, jedoch nur wenige Tage.
Was soll ich bloß machen?
Während der Wachstumsschübe kannst du meist nicht viel für dein Baby tun, außer ihm nahe zu sein. Die meisten Babys sind nun besonders anhänglich, sie wollen viel getragen werden. Dein Baby ist durch die Veränderungen, die unsichtbar in seinem Körper geschehen, ziemlich verwirrt. Es braucht deine Nähe – auch, wenn das gerade jetzt besonders anstrengend ist. Denn dein Baby weint besonders häufig, es wirkt unzufrieden und lässt sich auch auf deinem Arm nicht immer gut trösten.
Wenn möglich, suche dir während dieser Zeit Hilfe. Lass deinen Partner das Baby nachts herumtragen, bitte die Großeltern, eine Runde mit dem Kinderwagen zu drehen.
Es ist wichtig, dass du zwischendurch Luft holen kannst, denn du brauchst während der Wachstumsschübe deines Babys viel Kraft. Am meisten hilfst du deinem Kind, wenn du versuchst, so weit wie möglich auf seine Bedürfnisse während dieser Zeit einzugehen.
Das ist nicht immer leicht, denn vor allem scheint dein Baby jetzt irgendwie unzufrieden zu sein. Es scheint zu merken, dass etwas bevorsteht. Dafür wird es anschließend wieder zufrieden und ausgeglichen sein, wenn der nächste Entwicklungsschritt erreicht ist. Anschließend lächelt es vielleicht zum ersten Mal, schläft tagsüber nicht mehr so viel, blickt wacher auf seine Umgebung oder gibt erste Laute von sich. Während der unzufriedenen Phase solltest du einfach nur für dein Baby da sein. Denk nicht darüber nach, ob Tragen und körperliche Nähe dein Baby eventuell „verwöhnt“. Genieße als Ausgleich die Zufriedenheit des Babys, wenn es seine neuen Fähigkeiten ausprobiert.
Ist das immer so?
Viele Eltern lernen durch das Buch „Oje, ich wachse“ die Wachstumsschübe und ihre Auswirkungen kennen. Aber nicht alle Eltern machen mit den Schüben die gleichen Erfahrungen. Die Autoren des Buches setzen diese Sprünge in der 5., 8., 12., 19., 26. und in einigen späteren Lebenswochen an; sie schreiben aber auch, dass sich diese Zeiten durchaus verschieben können. Ob dein Baby also schon nach vier Wochen einen Schub hat oder erst nach dem sechsten Monat, kann man nicht vorhersagen. Für Kinder, die zu früh geboren wurden, sollen sich die Wachstumsschübe entsprechend später zeigen, bei überreif geborenen Kindern eher früher. Du solltest aber auf jeden Fall bedenken, dass sich dein Baby ganz individuell entwickelt und nicht nach irgendwelchen Tabellen. Es kann, muss aber nicht zu solchen deutlich merkbaren Wachstumsschüben kommen. Oft lässt sich gar nicht sagen, ob dein Baby einfach nur in schlechter Stimmung ist oder eben einen Wachstumsschub hat. Ein Schub ist meist dadurch gekennzeichnet, dass es nichts zu geben scheint, was du in diesem Augenblick für dein Kind tun kannst. Hier hilft keine Medizin (und es ist ja auch gar nicht krank!), und auch ein neues Spielzeug macht dein Baby in dieser Phase wahrscheinlich nicht glücklich.
Wann immer du dir jedoch unsicher bist, ob dein Baby im Augenblick unter solch einem Schub leidet oder nicht vielleicht doch krank wird, frage deinen Kinderarzt um Rat. Manchmal haben die unzufriedenen, weinerlichen und quengeligen Phasen deines Babys auch ganz andere Gründe als einen möglichen Wachstumsschub. Es kann zum Beispiel auch sein, dass dein Baby seinen ersten Zahn bekommt. Schon ab dem dritten Monat „schießen“ die Zähne in den Kiefer der Kinder ein, das ist lange, bevor sich überhaupt die ersten weißen Spitzen im Mund zeigen. Doch bereits das kann dein Baby unangenehm finden, manchmal ist es auch schmerzhaft. Mit einem Schub hat das dann nichts zu tun. Dein Kinderarzt weiß, wie du deinem Baby dann helfen kannst.
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